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"Wie Samen, die unter der Schneedecke träumen, träumen Eure Herzen vom Frühling.

Vertraut diesen Träumen, denn in ihnen verbirgt sich das Tor zur Unendlichkeit."

(Khalil Gibran, Der Prophet)

Allem Anfang wohnt ein Gefühl inne

 

So vielfältig und veränderlich wie die Landschaften unserer Erde, so vielfältig sind auch unsere Seelenlandschaften. Wir alle kennen Zeiten im Leben, in denen in unserem Herzen Eiszeit herrscht, wir kennen Wüsten-Zeiten, in denen nichts zu wachsen scheint und wir nach Wasser dürsten.

Wir kennen auch zarte Frühlingsgefühle, wenn in uns kreative Ideen spießen und es bunt und fröhlich wird um uns. Allem innewohnend, alles berührend, wenn auch in verschiedenen Erscheinungsformen und Mengen, ist das Wasser.

 

Das Leben auf der Erde entstammt dem Meerwasser. Auch wir sind "Wasserwesen" in unserer körperlichen Gestalt. Kleine organische Moleküle bildeten komplexe Verbindungen in den Urozeanen und eroberten das Land, nahmen Pflanzen- und Tiergestalt an. Das Wasser unserer Erde ist in ständiger Bewegung, in ständigem Fluss. Es ist das große Gleichnis unserer Gefühle mit ihrem ständigen Klärungskreislauf durch die Luft.

 

Das Salzwasser der Meere und das Süßwasser der Seen und Flüsse sind im ständigen Kreislauf. Das Salzwasser, das für noch unbewusste Gefühle steht, steigt durch die Wärme der Sonne hoch in den Luftraum, der für den geistigen Raum steht. Im Spiegelbild heißt das: Auf der Suche nach größerem Leben und Harmonie in uns, steigen unbewusste Gefühle hoch, die wir uns mit der Kraft unseres Geistes, unserer Gedanken (Luft, Sauerstoff) bewusst machen. Wenn dann das geklärte Gefühl genug Tragkraft hat, dann öffnen sich die Wolken und klares Süßwasser fällt auf das Land und tränkt die Erde, die unsere schöpferische Kraft symbolisiert und die Pflanzen, die wachsende Erkenntnisse spiegeln, und ermöglicht so neues Wachstum in unserem Leben.

 

Wenn wir traurig sind, kann unser Gefühl getrübt sein, wie trübes Wasser. Wenn sich Probleme in unserem Kopf türmen, bewölkt sich unser Gemüt. Eine Beziehung, in der das Gefühl schwindet, gleicht einem trüben Rinnsal. Wenn wir als Kind mit Verachtung und Zorn überschwemmt wurden, rast eine vernichtende Tsunami-Wand auf uns zu. Manchmal gefriert uns das Blut in den Adern, ein eiskalter Guss geht auf uns hernieder, die Stimmung kocht hoch, es brodelt. Und dann, im Frieden und Einklang ruht es wie ein glasklar schimmernder See, eingebettet in seine Umgebung. So klar, dass es den ganzen Himmel spiegeln kann. In diesen Formen erscheint unser Gefühl als Wasser in den Träumen.

 

Feuer, Mond, Eisen, Holz, Magnetismus, die Himmelsrichtungen, alles, was dieser wunderbare Erdball schenkt, ist ein Sinnbild eines Anteils von uns selbst in unseren Träumen. Die Komposition aller Details jedes Traumes ist immer einzigartig und eine ganz individuelle Sprache.

Was fühlen wir, wenn wir das Traumbild des erfrorenen Gänseblümchens links betrachten? Das Gänseblümchen steht wie keine andere Blume, für kindliche Unschuld und Reinheit. Die Blumen, die unsere aufgeblühten Wünsche sinnbildlich darstellen, werben mit ihren Farben und ihrem Duft um Befruchtung. Und so vielfältig die Blütenwelt der Erde ist, so vielfältig sind unsere Wünsche und die Früchte und Samen, die aus unseren Wünschen hervorgehen. Was für ein zarter, kindlicher Wunsch hatte sich da im Träumer entwickelt und erstarrte dann wieder durch einen eiskalten Einbruch? Das können der Wunsch und die Hoffnung auf eine wahrhafte Beziehung gewesen sein, die durch eine unerwartete Wendung im Herzen wieder erstarrte.

 

Und welch jubilierende Gefühle explodieren in uns, wenn nach langer Winterstarre und Dunkelheit die Farben und das Werben wieder beginnen. Wenn wir das Sonnenlicht im Herzen tragen und voller Harmonie sind. Wenn wir uns nach einer Eiszeit vielleicht doch wieder neu verliebt haben und unser Herz in Wünschen nahezu eingebettet ist.

 

Die Sonne erzeugt in ihrem Inneren die Energie, die die Welt zum Wachsen braucht. Wie macht sie das? Vereinfacht ausgedrückt könnte man es so sagen: Zwei unruhige Wasserstoffatome, die sich von Natur aus abstoßen, verschmelzen unter Druck zu einem friedlichen Edelgas, dem Heliumatom. Dadurch entsteht Energie in Form von Licht und Wärme. Die Sonne ist das Gleichnis, wie wir Menschen Energie in uns erzeugen. Wenn wir Unfrieden und Ambivalenz in uns überwunden haben, wenn wir zu einer Einheit in uns gekommen sind, dann erzeugt das die Energie, die alles zum Leben bringt, so wie die Sonne allen Lebensprozessen Energie spendet.

 

 

Das Wesen einer Pflanze ist im Traum, genau wie bei den Tieren, das, was es zu betrachten gilt und uns spiegelt. Was ist das Wesen einer Rose, was ist das Wesen eines Holunderbusches oder einer Alge? Ein Kaktus kann lange ohne Wasser auskommen. Kann ich lange ohne Gefühle auskommen? Eine Seerose muss sich aus den dunklen schlammigen Tiefen des Sees emporkämpfen, um dann auf der Oberfläche zu ruhen. Sind wir auch so stark, dass unser Wunsch sich aus den Tiefen unserer Seele emporkämpft ins Licht, ins Bewusstsein? Sind unsere Gefühle dann so klar und ruhig wie die Seeoberfläche, dass unser Wunsch gehalten wird?

 

Pilze leben von toter Substanz, von vermodertem Holz und Blättern. In der Symbiose mit dem Baum bieten sie ihm Nährstoffe, die sie aus dem Zersetzungsprozess gewinnen. Im Austausch bekommen sie Zucker, Eiweiß, Vitamine. Sie geben dem Baum sogar eine Substanz gegen Schädlinge.

Dann geht es im Traum um das Thema Lebensstoffe aus abgestorbenen Bereichen (vermodertes Holz und Blätter) aufzubereiten und uns (Lebensbaum) wieder zuzuführen.

Leben Steine?

Buchempfehlung

Guy Murchie: "Seven Mysteries of life"


Weitere Empfehlungen:

GEO KOMPAKT Nr. 38 - 03/2014 - Das geheime Leben der Pflanzen

Stefano Mancuso und Alessandra Viola "Die Intelligenz der Pflanzen"

Die Pflanzen nehmen im Prozess der Photosynthese das Sonnenlicht auf und wachsen aus den Elementen Wasser, Erde, Luft und Licht. Sie sind das Gleichnis für unseren Weg, der sich durch gewachsene Erkenntnisprozesse entwickelt, um unser Leben zu gestalten. Die Blüten sind das Gleichnis für aufblühende Wünsche, die sich zu Früchten entwickeln. Und so wie der Baum Ring für Ring jedes Jahr in seine ganz individuelle Gestalt hineinwächst, so wachsen auch wir unserer Gestalt entgegen.

Der Lebens- oder Weltenbaum ist deshalb wohl in fast allen Mythen zu Hause.

Bei Landschaften, genau wie bei Tieren, ist es von entscheidender Bedeutung, in welchem Kontext und an welcher Stelle im Traum sie sich entfalten.  

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